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EURO 2018: Österreich muss sich Weltmeister 26:33 beugen

Standing Ovations für das Team - Copyright: ÖHB/Pucher

Im zweiten Vorrundenspiel bei der EURO 2018 lieferte Österreichs Handball Männer Nationalteam einen beherzten Kampf gegen Turnierfavorit und Weltmeister Frankreich ab. Die Torhüter Thomas Bauer und Kristian Pilipovic agierten erneut in Hochform, Thomas Kandolf zeigte mit vier Toren bei seinem EURO-Debut auf. Auch wenn der Weltmeister das Spiel zu kontrollieren wusste, war der Einsatz und Kampfgeist der Österreicher vorbildlich. Selbst als man neun Minuten vor Schluss mit zehn Toren in Rückstand lag, bewies man Moral und verließ mit dem 26:33 das Feld erhobenen Hauptes. Die über 600 mitgereisten Fans erzeugten erneut Heimspielatmosphäre und gaben dem Team Standing Ovations zur gezeigten Leistung gegen den Weltmeister. Dieses Ergebnis kann für die Topfeinteilung zum WM-Playoff noch viel wert sein. Am Dienstag wartet zum Abschluss der Vorrunde Vize-Weltmeister Norwegen und nach den Niederlagen gegen Weißrussland und Frankreich wird dieses Spiel erneut ein „Finale“. Bei einem Sieg würde man doch noch das Ticket für die Hauptrunde lösen.

Frech und ohne Respekt vor dem Weltmeister gingen die Österreicher ins Spiel. Doch wie schon gegen Weißrussland waren es speziell in der Anfangsphase Eigenfehler die im Angriff zum Ballverlust führten. Die Equipe tricolore konnte so nach 3:16 Minuten auf 3:0 stellen. Robert Weber erlöste sein Team mit einem verwandelten Siebenmeter und erzielte das erste Tor für Österreich, 1:3. Zwei Minuten später (6:27) musste Wilhelm Jelinek mit Rot vom Feld nachdem er in der Deckung Adrien Dipanda im Gesicht traf.

Mit einem wahren Traumtor stellte sich dafür Sebastian Frimmel bei den Franzosen vor, verkürzte in der zehnten Minute auf 2:4. Kurz darauf hatte man sogar die Chance auf ein Tor heranzukommen, doch ausgerechnet Frimmel vergab die Konterchance. Stattdessen vergrößerte Frankreich den Abstand, zog auf 6:2 davon und kontrollierte in der Folge das Spiel. Bis zur 22. Minute ließen die Österreicher den Abstand nicht größer als drei Tore werden, erst fünf Minuten vor der Halbzeit stellten die Franzosen durch Kentin Mahe erstmals auf plus fünf (14:9). Nach 30 Minuten zeigte die Anzeigetafel 17:12 für Frankreich an.

Schon kurz vor der Pause erhielt Kristian Pilipovic seine ersten Spielminuten, nach Seitenwechsel startete der Kroatien-Legionär im Tor und zeigte gleich mit drei Saves hintereinander auf. Doch im Angriff wollte der Ball einfach nicht ins Tor. Einmal scheiterte Frimmel an der Querlatte, dann verhinderte Torhüter Dumoulin einen Treffer und beim Tor von Tobi Wagner zeigten die Unparteiischen Übertritt an.

Aus einem Konter heraus gelang Sebastian Frimmel dann endlich der hart erarbeitete Treffer zum 13:17. Näher ließen die Franzosen den Underdog Österreich aber nicht mehr heran, erhöhten auf 19:13. Nach 37 Minuten lief man gar einem Siebentore-Rückstand hinterher (15:22).

Mit allen Kräften stemmte man sich gegen die Angriffe des Weltmeisters, sah sich aber nach 51:09 Minuten mit zehn Treffern im Rückstand. Doch die Mannschaft gab sich keineswegs auf. Thomas Bauer, der Mitte der zweiten Halbzeit wieder zurück ins Tor kam, vereitelte einige Würfe, Tobias Schopf, Lukas Herburger und Thomas Kandolf verkürzten auf 23:30. Überhaupt zeigte Kandolf bei seinem EURO-Debut auf, war mit vier Toren zweitbester Werfer Österreichs.

Frankreich schonte zwar seinen Superstar Nikola Karabatic, aber auch Patrekur Jóhannesson gönnte Vitas Ziura eine Auszeit und auch Nikola Bilyk und Janko Bozovic bekamen viel Ruhezeit um für das Abschlussspiel gegen Norwegen am Dienstag voll fit zu sein. Gegen Ende des Spiels musste Patrekur Jóhannesson mit Lukas Herburger unfreiwillig einen weiteren Spieler vorgeben. Der Vorarlberger knöchelte um und musste vom Feld gebracht werden. Eine Diagnose ist noch ausständig.

Gegen Vize-Weltmeister Norwegen bestreitet man nun neuerlich ein „Finale“. Bei einem Sieg würde man doch noch das Ticket für die Hauptrunde lösen. Sollte Norwegen sein Spiel Sonntagabend gegen Weißrussland gewinnen und Österreich Norwegen schlagen, hätte man in der Dreiertabelle mit NOR und BLR das bessere Torverhältnis als die Weißrussen. Verliert Norwegen, hält der Vize-Weltmeister wie Österreich bei null Punkten und das direkte Duell am Dienstag entscheidet.

Selbst wenn man die Hauptrunde nicht mehr erreicht, könnte die heutige Niederlage mit „lediglich“ sieben Toren Unterschied für Österreich noch wahres Gold wert sein für die Topfeinteilung für das WM-Playoff. Denn der 13. der EM rutscht noch in Topf eins für die Auslosung, würde damit einigen Topteams aus dem Weg gehen. Dies setzt allerdings voraus, dass auch die Letztplatzierten der anderen drei Vorrundengruppen keinen Punkt erobern, dann entscheidet die Tordifferenz über die Platzierungen von 13 - 16 bei der EURO 2018.

Patrekur Jóhannesson, Teamchef Österreich: „Frankreich hat das Spiel von Beginn an kontrolliert, aber meine Mannschaft hat nie aufgesteckt. Darauf können die Spieler stolz sein. Gegen den amtierenden Weltmeister spielt man nicht alle Tage, diese Erfahrung ist sehr positiv und wird das Team auch weiterbringen. Ich habe Vitas Ziura heute eine Pause gegönnt, auch Nikola Bilyk und Janko Bozovic haben viele Auszeiten erhalten damit sie am Dienstag ausgeruht gegen Norwegen spielen können.“

Tobias Wagner: „Wir sind nicht glücklich mit der Niederlage, können aber mit unserer Leistung zufrieden sein. Uns ist heute auch einiges aufgegangen von dem, was wir uns vorgenommen haben. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Am Dienstag wollen wir Norwegen schlagen und in die Hauptrunde einziehen.“

Timothey N´Guessan, Frankreich: „Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, hatten vor allem einen guten Start. Gratulation aber auch an Österreich zu deren Leistung.“

Spielplan EURO 2018, Vorrunde Gruppe B, Porec

Österreich vs. Frankreich 26:33 (12:17)
14.01.2018, 18:15 Uhr
Werfer Österreich: Robert Weber (5), Thomas Kandolf (4), Tobias Wagner (3), Lukas Herburger (3), Sebastian Frimmel (2), Tobias Schopf (2), Nikola Bilyk (2), Janko Bozovic (1), Julian Ranftl (1), Gerald Zeiner (1), Christoph Neuhold (1), Romas Kirveliavicius (1)
Werfer Frankreich: Timothey N´Guessan (7), Nedim Remili (4), Luc Abalo (4), Raphael Caucheteux (4), Dika Mem (3), Kentin Mahe (3), Valentin Porte (3), Nicolas Tournant (2), Michael Guigou (1), Nicolas Claire (1), Adrien Dipanda (1)

Österreich vs. Weißrussland 26:27 (12:14)
12.01.2018, 18:15 Uhr

Österreich vs. Norwegen
16.01.2018, 20:30 Uhr, live auf ORF Sport+

EURO 2018, Gruppe B, Tabelle

 

Teams

Begegnungen

S

U

N

Tore

+/-

Punkte

1

Frankreich

2

2

0

0

65:57

8

4

2

Weißrussland

1

1

0

0

27:26

1

2

3

Norwegen

1

0

0

1

31:32

-1

0

4

Österreich

2

0

0

2

52:60

-8

0

Alle Spiele und Ergebnisse der EURO 2018 finden Sie unter: http://cro2018.ehf-euro.com/home/
14/01/18 21:26 zurück