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HANDBALL AUSTRIA trauert um Friedrich Holzweber

Friedrich Holzweber - Copyright: Privat

Prof. Holzweber - wie man ihn nannte - hat 25 Jahre, von 1967 - 1992 die BSO als Geschäftsführer geleitet. In seiner Zeit wurden für unsere Gesellschaft relevante Projekte initiiert: unter anderem die Etablierung des Breitensports mit der "FIT MACH MIT“ Bewegung. Prof. Holzweber war aktiv als Spieler, Trainer und als Sportfunktionär dem Handball in Österreich sehr verbunden und besuchte bis zuletzt noch viele Spiele seiner ehemaligen Mannschaft HC FIVERS WAT Margareten. Am 12. Februar verstarb Friedrich Holzweber nach kurzer schwerer Krankheit im 91. Lebensjahr. Unser herzlichstes Beileid gilt der Familie, Freunden und Hinterbliebenen.

Hofrat i.R., Prof. Mag. Dr. Friedrich Holzweber wurde am 11.11.1931 in Wien geboren, ist verheiratet mit Eva Pinker, hat zwei Töchter (geb. 1958 bzw.1959) und 4 Enkel.

Friedrich Holzweber absolvierte die Mittelschule am RG VII und maturierte 1950, studierte danach Leibeserziehung und Geographie an der Universität Wien und schloss das Studium mit den Lehramtsprüfungen am 29.2.1956 ab.  Danach arbeitete er kurz in der Buchhaltung der Lohnerwerke AG und unterrichtete in der Folge vom Schuljahr 1957/58 bis zum 1.4.1967 im RG IV, Waltergasse. Dort nahm er sich besonders des Basketballs an, seine Schüler stellten über zwei Sportgenerationen das Rückgrat des Österreichischen Nationalteams.

Friedrich Holzweber begann als 14jähriger Schüler des RG VII (Kandlgasse) im Jahre 1945 mit dem Handballspiel beim Bezirkshandballverein Union Babenberg, dem damaligen Hallenmeister Österreichs, und gehörte bald der Kampfmannschaft an. Gleichzeitig begann er mit der Leichtathletik beim SC Cricket in den Disziplinen Sprint und Hammerwurf. Weiters begann er beim Wiener Fechtclub mit dem Florett-fechten.

Im Handball wurde er mit seiner Schule Mittelschulmeister und gehörte später dem Österreichischen Handball-Jugendkader an. In der Leichtathletik gehörte er über die 100m mit 11,3 Sec. (damaliger Männerrekord 10,9 Sec.) zu den schnellsten Jugendlichen, im Hammerwurf war er Wiener Jugendmeister und vertrat Österreich in einem Jugendländerkampf gegen Jugoslawien. Er absolvierte als Erwachsener auch einige Auslandsstarts in Ungarn und Bulgarien. Im Fechten brachte er es bis zur erfolgreichen Neulingsprüfung, gab diesen Sport aber aus finanziellen Gründen bald auf.

Ende der 50er Jahre begann Union Babenberg mit dem Basketballspiel und wurde Österr. Meister. Holzweber gehörte auch diesem Team an.

Dreifacher Meister wurde er bei den Union-Bundeskampfspielen 1950 im leichtathletischen Dreikampf, Handball und Basketball.

Seine Funktionärstätigkeit nahm er schon als Jugendlicher als Jugendtrainer beim SC Cricket auf, wechselte während des Studiums im Handball zu WAT Margareten, (heute: FIVERS), wo er von 1953-1966 über 13 Jahre Spielertrainer war. Unter ihm konnte der Verein von der letzten Klasse in die oberste Klasse aufsteigen und sich dort halten.

Acht Jahre trainierte er die Basketballdamen der Union Babenberg, mit denen er Österr. Meister wurde. Es folgten drei Jahre Spielertrainertätigkeit beim SV Finanz und fünf Jahre Sektionsleitung Handball bei Union West Wien. 1965 übernahm er die Tennissektion der Union West Wien in Mauer, wo es ihm gelang, von zwei Plätzen auf neun und auf ein Klubhaus auszubauen, der Mitgliederstand stieg auf 700. Seine Sektionsleitung gab er erst nach 44 Jahren 2008 auf. Von 1992-1996 war er Bundesleitungsmitglied der Österr. Sportunion, 1968 und von 1996-2001 war er Landesleitungsmitglied der Landesleitung Wien der Österr. Sportunion.

Während seines Schuldienstes wurde er vom 1.10. – 31.3.1965 für die Organisation der Gymnaestrada in Wien, des größten Turnfestes der Welt mit damals 17.000 Teilnehmern aus ganz Europa und auch aus Übersee, vom Schuldienst freigestellt und übernahm die technische Leitung dieser Großveranstaltung. Damit war er verantwortlich für 24 Sportstätten in ganz Wien, deren Ausstattung mit Geräten und deren Betreuung durch das Bundesheer, sowie der Erstellung der Trainings- und Vorführprogramme.

Vom 1.10 1966 bis 31.3.1967 wurde er neuerlich vom Schuldienst für die Organisation der Eishockey-Weltmeisterschaften aller drei Gruppen in Wien freigestellt und war für Verkehr und Transporte, Trainings- und Spielplan und einer Schulaktion zuständig.

Am 1.4.67 wurde er von der im Entstehen begriffenen Österr. Bundes-Sportorganisation (BSO), der Dachorganisation der Österr. Dach- und Fachverbände, zum Geschäftsführer bestellt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seiner Pensionierung 1992 aus.

Schon als Geschäftsführer der Österr. Bundes-Sportorganisation übernahm er 1974 bei den XII. Europameisterschaften im Schwimmen, Springen und Wasserball in Wien die Transportorganisation.

Als BSO-Geschäftsführer war er am Aufbau der BSO, der Verfassung der Statuten und vor allem der Erarbeitung des Bundessportförderungsgesetzes, womit die finanzielle Grundlage des Sportes gesichert wurde, maßgeblich beteiligt. In den folgenden 25 Jahren seiner Tätigkeit war er in alle Initiativen, Verhandlungen, Gründung neuer Organisationen, Beschlüsse etc. führend eingebunden.

Es gelang Friedrich Holzweber das Budget der BSO während seiner 25jährigen Tätigkeit durch Aktionen und Sponsoring ausgeglichen zu gestalten, lediglich das Bundesministerium für Unterricht leistete einen geringen „Mitgliedsbeitrag“ und sicherte sich damit Sitz in den Gremien der BSO.

Besondere Verdienste erwarb sich Friedrich Holzweber 1973 durch die Organisation der „I. Europäischen Sportkonferenz“ in Wien, wobei ihm seine internationalen Verbindungen überaus nützlich waren. Dadurch gelang es erstmals nach dem Kriege die Sportorganisationen des Westens und die Sportinstitutionen des Ostens an einen Tisch zu bringen. Daraus resultierten nicht nur ein besseres West-Ost-Klima und eine größere Gesprächsbereitschaft, es konnten in der Folge die Sportbeziehungen auf eine neue Grundlage gestellt werden: zwischen West und Ost wurden Sportverträge geschlossen, in deren Rahmen alljährlich die Beschickungen von Veranstaltungen, der Austausch von Trainern und Wissenschaftlern und Trainingslager auf Gegenseitigkeitsbasis vereinbart wurden. Die Sportverträge funktionierten bis zur Öffnung der Ostländer ab 1989 reibungslos.

Der „Breitensport“ wurde bis 1971 im Rahmen der Verein und gefördert von den Dachverbänden relativ unbeachtet neben den in der Öffentlichkeit stehenden Erfolgen oder Misserfolgen des Wettkampfsportes der Fachverbände ausgeübt. Der größte Erfolg Holzweber`s war es, in einer Enquete 1971 in Wien eine neu entwickelte Philosophie des Breitensports unter dem Slogan „Fit mach mit“ vorzustellen: Leistungs- und Spitzensport auf der einen Seite und Fitsport auf der anderen Seite sollten sich in einer Zweisäulentheorie gleichberechtigt gegenüberstehen, der Fitsport sollte eigenständig zur Gesundheit, zum Spaß und der Geselligkeit seiner Ausübenden dienen und nicht – wie in der Pyramidentheorie – zum Nachschub für den Leistungs- und Spitzensport. Diese, frei von Leistungszwängen stehende Auffassung vom Fitsport, nahm vielen Interessenten am Sport die Scheu vor den Vereinen und führte zu einem regelrechten Sportboom, was auch zur Verdoppelung der Vereinsmitglieder in den folgenden 15 Jahren führte.

Zur Organisation wurde unter Vorsitz von Friedrich Holzweber ein „BSO-Fitausschuss“  gegründet, dem es gelang, mit Hilfe von Hörfunk und Fernsehen eine jahrelange, beispielslose Kampagne zu starten, welche vor allem mittelalterlichen und älteren Sportwillige ansprach. Unterstützt wurde dies durch Veranstaltungen wie vor allem dem „Fitlauf und Fitmarsch zum Nationalfeiertag“, welcher bis zu 500.000 Teilnehmer in 550 Orten Österreichs auf die Beine brachte. Der Erfolg war auch international so groß, dass die TAFISA, die weltweite Organisation für den Freizeitsport, nach Muster Österreich einen weltweiten, internationalen Wandertag in Leben rief.

Daneben gab es den „Nationalen Radwandertag“, den „Nationalen Schiwandertag“, Aktionen wie z.B. die „Fit-Pyramide“, „Fit in den Sommer“„Herzlich gesund mit Puls 130“, „Wahl des Fitgeräts des Jahres“, „Fit durch ÖSTA“, Fitmessen etc. Auch wurden in einer Aktion mit Gemeinden die ersten Radwege errichtet und mit Sponsorhilfe der Firmen Semperit und Puch kostenlos ausgeschildert. Heute gibt es ein ausgedehntes Radwegenetz, das Radfahren zur größten Freizeitsportart werden ließ

Alle diese Aktionen wurden von der BSO mit Werbematerialien wie Plakaten, Startkarten, Urkunden, Richtungspfeile, Wegmarkierungen etc. für organisierende Vereine und Institutionen kostenlos ausgestattet, die Kosten dafür wurden durch Sponsoren gedeckt Auch Abzeichen konnten den Veranstaltern zu einem günstigen Preis zur Verfügung gestellt werden, womit sich diese durch Einhebung eines Nenngeldes kleine Einnahmen erwirtschaften konnten.

Auf Grund seiner Erfahrungen und der Erfolge mit dem Fitsport in Österreich gehörte Holzweber einige Jahre dem Leitungsgremium der TAFISA („Trim and Fitness international Sport for All Association“), der nach dem IOC größten, weltweiten Organisation für den Fitsport an und war ebenfalls Mitglied des wissenschaftlichen Beirates bis 1994.

Als Vertreter der Österr. Bundes-Sportorganisation war Holzweber in vielen Gremien Österreichs tätig, so z.B. in den Kuratorien des Österr. Instituts für Schul- und Sportstättenbaus“, des Österr. Instituts für Sportmedizin und des Leistungsmodells Südstadt. In allen Symposien zu Sportfragen war er nicht nur Teilnehmer, sondern hielt vielfach Grundsatzreferate, wobei der Themenbogen von der „Schulsportreform“ (Graz 1974), über „Talentfindung und Talentförderung im Jugendleistungssport“ (Wien 1976) bis zu „Sport und Bevölkerungsentwicklung in Österreich“ (Rust 1988) reichte. Auch im internationalen Raum war Holzweber als Referent gefragt, so bei den Tagungen und Arbeitskreisen der TAFISA bis zu Vorträgen über den Sport in Österreich an den Universitäten Moskau und Leningrad 1988.

Friedrich Holzweber war auch erfolgreich publizistisch tätig: neben zahlreichen Artikeln zu Grundsatzfragen des Sports in einschlägigen Zeitschriften sind besonders folgende Broschüren von Bedeutung:

  • „Sport-Freizeit-Wirtschaft“ (behandelt die Zusammenhänge zwischen Sport und Wirtschaft), Broschüre, Herausgeber Eurosport Infothek, Bamberg 1979,
  • „Fit mach mit“ (eine Dokumentation über den Freizeitsport in Österreich für die Europäische Sportministerkonferenz 1984),
  • „Spielfeste“ (ein Leitfaden für die 400 Spielfeste in Österreich), Broschüre Wien 1981,
  • „Herzlich gesund mit Puls 130“ (eine ausführliche Anleitung und Trainingspläne für den Ausdauersport), Broschüre, Verlag Elsbethen 1988,
  • „Sport in der freien, demokratischen Gesellschaft“ (eine Broschüre der Christlichen Sportakademie für eine internationale katholische Tagung), Broschüre, Herausgeber Christliche Sportakademie, Wien 1994,
  • „Sport am Urlaubsort“, (eine Studie zum Thema), „Fit mach mit in Austria“, (eine UNESCO-TAFISA Dokumentation in Worldwide Trends of Sport for All in englischer Sprache). Rio de Janeiro 2001,
  • „Kurze Geschichte des Sports in Österreich, Handbuch der Österr.Turn-und Sportunion, Wien 1973,
  • „Fit mach mit“, Gedanken zum Fitnesssport in Österreich, in „Sport und Geist“, Graz 1977
  • vor allem war aber seine Dissertation mit dem Thema „Die Österreichische Bundes-Sportorganisation. Vorgeschichte, Probleme, Erfolge bis 1992“ für den Sport bedeutsam: diese Dokumentation behandelt erstmals umfassend die Entwicklung des Sports in Österreich von 1867-1992. Buch im Eigenverlag Wien 2001 

Von 1984 bis 2004 war Holzweber am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Wien als Lektor einer Vorlesung mit dem Titel „Einführung in das Berufspraktikum, Sportmanagement“ tätig, die Vorlesung wurde leider nach Änderung des Studienganges eingestellt.

Der Titel Professor wurde ihm 1957 vom Bundespräsidenten verliehen, der Titel Magister für die Lehramtsprüfung in Geographie und Leibeserziehung der Universität Wien, zum Doktor der Philosophie promovierte er am 5.1.2001  (Dissertation „Die Österreichische Bundes-Sportorganisation. Vorgeschichte, Probleme, Erfolge bis 1992“), zum Hofrat wurde er nach Übernahme in den Stand des BM f. Unterricht und Kunst 1980 ernannt.

Friedrich Holzweber besitzt zahlreiche Auszeichnungen des Sportes, so z.B. ist er Ehrenmitglied und Inhaber des Ehrenringes der Österr. Bundes-Sportorganisation, Ehrenmitglied und Träger der Goldenen Nadel der Österreichischen Sportunion und der Sportunion Wien, er besitzt die Goldenen Nadeln des Hand- und Faustballbundes, des Österr. Radsportverbandes, des Österr. Amateur Boxverbandes, des Österr. Ruderverbandes, des Österr. Eislaufverbands und des Österr. Fechtverbandes. Für seine fast 40jährige ehrenamtliche Vorstandsmitgliedschaft und dem Aufbau und der Führung der größten Tennissektion Österreichs erhielt er auch die Ehrenmitgliedschaft der Union West-Wien, des größten Vereins Österreichs.

Für seine Verdienst im internationalen Bereich besitzt er die „Welt Sport Throphy-Sport für alle“ des Europäischen Betriebssportverbandes und den Würdigungspreis 1997 des Panathlon International.

Friedrich Holzweber wurden aber auch zahlreiche staatliche Auszeichnungen verliehen, so z.B. das Silberne Verdienstzeichen für die Organisation der Gymnaestrada, die Olympia Medaille für Verdienste um die Winterolympiade 1978, die Auszeichnung „Verdienste für Wirtschaft und Sport“ des Verbandes der Sportartikelhändler und Sportausrüster Österreichs, das Sportehrenzeichen der Stadt Wien für seine Verdienste um Wiens Sport, das Sportehrenzeichen in Gold des Landes Niederösterreich, die Urkunde „Dank und Anerkennung des Bundeskanzleramtes für Breitensportaktionen“, das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich für seine 25jährige Tätigkeit als Geschäftsführer der BSO, und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Für seine Verdienste um die internationalen Sportbeziehungen wurde er vom Sportbund der CSSR mit der Medaille „Miroslav Thyrsa“, vom Zentralrat für Körperkultur und Sport Bulgariens und dem Ungarischen Sportbund mit den „Goldenen Medaillen“, den höchsten Sportorden, ausgezeichnet.

Vergangenen Samstag verstarb Prof. Holzweber im 91. Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit. HANDBALL AUSTRIA drückt den Hinterbliebenen sein herzlichstes Beileid aus. 

15/02/22 10:18 zurück