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WM 2021: Unbändiger Wille nicht nur auf dem Spielfeld

Dr. Steven Moayad - Copyright: ÖHB/Agentur DIENER/Eva Manhart

Bevor heute Abend die Halbfinalspiele in Spanien über die Bühne gehen, wollen wir noch einen letzten Blick aus österreichischer Sicht auf die WM richten: Sportlich kann die WM 2021 mit einem Platz unter den Top 16, nach all den Widrigkeiten, als voller Erfolg gewertet werden. Unter Höchstleistungen sind auch sämtliche Tätigkeiten und Bemühungen des ÖHB und seiner Partner während der WM einzuordnen, um Spielerinnen aus der Quarantäne zu bekommen, Spielerinnen so rasch als möglich zum Nationalteam zu bringen und am Ende auch alle gesund nach Hause zu bringen.

Doch wie stellte sich die Situation für die Spielerinnen überhaupt dar? „Es war ein Schock“, schildert Kapitänin Petra Blazek den Moment als sie von ihrem positiven Test erfuhr. „Wir haben sehr viel Zeit im Vorfeld in diese WM investiert, haben uns Gedanken gemacht über Ausrüstung, haben Trainingspläne erstellt, Videos gesichtet und vieles mehr. Auch die finale Vorbereitung verlief gut, wir waren verletzungsfrei, konnten in den Testspielen noch einiges ausprobieren.“

Trotz strengem Präventionskonzept und beinahe täglichen PCR-Tests, fand das Virus seinen Weg in die Bubble. Einen Tag vor Abreise kam die erste Hiobsbotschaft: das Trainergespann Herbert Müller und Erwin Gierlinger ist positiv.

Herbert Müllers jüngerer Bruder und Co-Trainer beim Thüringer HC, Helfried, sprang ein. Das restliche Team war negativ. Bis zum Tag des WM-Auftakt gegen China am 2. Dezember. Gleich fünf Tests schlugen an: Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser, Nina Neidhart und Physiotherapeut Sven Köhler.

„Es war ein Riesenschock, weil wir nicht damit gerechnet haben. Wir hatten keine Symptome und alle vorangegangenen Tests waren negativ. Wir konnten das im ersten Moment gar nicht realisieren, auch jetzt noch nicht wirklich“, schildert Petra Blazek den bitteren Augenblick.

Diese Nachricht galt es zwei Stunden vor Anpfiff mental wegzustecken. Wie eindrucksvoll das gelang, ist hinlänglich bekannt.

Doch die schlechten Nachrichten rissen zunächst nicht ab. Im Zweitages-Rhythmus traf es Josefine Huber, Katarina Pandza und Klara Schlegel. Vereinzelt holte man Spielerinnen nach, konnte dabei auf die volle Unterstützung von ÖHB-Partner fanreisen.com und Mundivision vertrauen, die auf die sich ständig ändernden Bedingungen umgehend reagierten, Flüge buchten, Hotelzimmer verlängerten und vieles mehr.

 Mit der IHF befand man sich im stetigen Austausch, unter welchen Voraussetzungen die in Quarantäne befindlichen Spielerinnen wieder zurückkommen können.  

IHF Präsident Hassan Moustafa besuchte das ÖHB-Team persönlich und versicherte jegliche Unterstützung. Wie auch Spaniens Verbandspräsident Francisco Blazquez. 

Gegenseitige Unterstützung

Die in Quarantäne befindlichen Spielerinnen gründeten umgehend eine eigene WhatsApp-Gruppe, telefonierten untereinander viel, wie auch mit Freunden und Familie. Man stand sich gegenseitig bei in dieser schwierigen Situation, Petra Blazek: „Es gehen einem viele Gedanken durch den Kopf: Wo habe ich mich angesteckt? Hat es noch wen erwischt?“ 

Zum Glück blieb der Großteil der „Corona-Gruppe“ symptomlos, hielt sich dank Physiotherapeut Sven Köhler mit Übungen am Hotelzimmer fit und vertrieb sich die Zeit mit Serien und Spielen.  

Vor den abschließenden Spielen gegen Japan und Kroatien dann erstmals gute Nachrichten. Die ersten Spielerinnen kamen aus der Quarantäne zurück.

Persönlicher Einsatz zum Wohl der Spielerinnen

ÖHB Präsident Markus Plazer, Generalsekretär Bernd Rabenseifner, Sportdirektor Patrick Fölser, Teamarzt Steven Moayad und natürlich Teammanagerin Isabel Mittmansgruber – sie alle arbeiteten nahezu rund um die Uhr mit dem Veranstalter, der IHF und den örtlichen Behörden zusammen, um alles erdenklich Mögliche zu tun für die Spielerinnen.

Steven Moayad tauschte sich mit seinen örtlichen Kollegen aus. Man klärte wie und unter welchen Umständen die Spielerinnen wieder spielberechtigt sind. Zusätzlich wurden die Spielerinnen einem detaillierten Gesundheitscheck durch Dr. Moayad unterzogen – Blutbild und EKG inklusive.

Der bedingungslose Einsatz machte sich mehr als bezahlt: Zum einen bekam man so Spielerinnen, die ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr als positiv galten, frühzeitig aus der Quarantäne und konnte am Abreisetag das gesamte Nationalteam, inklusive Betreuerstab, nachhause bringen.

Die erste WM-Teilnahme seit 12 Jahren hat seine Schlagzeilen geliefert und bleibt wohl ewig in Erinnerung.

17/12/21 09:18 zurück