EHF EUROs: Nachwuchs, Quali und Heimturnier - Teamchef Ales Pajovic im Interview
Der Jahrgang 2004 beendete die Men´s 20 EHF EURO 2024 auf dem herausragenden 6. Platz und stellte damit das bislang beste Ergebnis bei den Männern bei einem Großereignis im Nachwuchs ein. Was hat dieses Team ausgezeichnet und wie vielversprechend ist dieser Jahrgang?
Aleš Pajovič: „Bereits in der Vorbereitung war ich bei einigen Trainings dabei und man hat vom ersten Moment an gemerkt, was für eine gute Stimmung innerhalb der Mannschaft herrscht und wie motiviert sie sind. Die Gruppe mit Kroatien, Montenegro und Nordmazedonien war schwer, aber sie haben das richtig gut gemacht. Die Deckung ist gut gestanden, dazu hatte man mit Leon Bergmann den besten Torhüter des Turniers in den eigenen Reihen. Natürlich war auch phasenweise eine gewisse Hektik im Spiel, die auch zu Fehlern geführt hat. Aber das hat man bei nahezu sämtlichen Mannschaften gesehen. Mit dem neuen System bei der EURO, dass man die Gruppe gewinnen muss, bzw. als bester oder zweitbester Gruppenzweiter in die Hauptrunde einzieht, ist es wirklich nicht leicht. Platz 6 ist ein super Erfolg. Die Jungs haben ihr Herz am Feld gelassen und man muss ihnen zu dieser tollen EURO gratulieren.“
Wer waren in diesem Jahrgang die Player to watch? Wer ist besonders hervorgestochen?
Aleš Pajovič: „Zunächst muss man nochmals festhalten, dass sie wirklich als Team aufgetreten sind und als Team diesen Erfolg gefeiert haben. Leon Bergmann war schon mal bei mir und er will unbedingt wieder einberufen werden. Im Rückraum haben Clemens Möstl und Nicolas Paulnsteiner ihre Sache sehr gut gemacht. Bei Paulnsteiner bin ich gespannt, wie er sich nun bei Potsdam in der 1. Deutschen Liga tut. Ich hoffe, er kann den nächsten Schritt machen. Auch Felix Bernkop-Schnürch und Clemens Meleschnig sind hervorgestochen. Meleschnig ist ein richtiger Kämpfer und wichtig für die Mannschaft. Hier kann sich aber noch viel ändern, je nachdem wie die Jungs auch im Verein arbeiten.“
Mit Platz 16 schloss der Jahrgang 2006 seine EURO ab. Auch hier warst du in Montenegro vor Ort.
Aleš Pajovič: „Sie hatten eine sehr schwere Gruppe und wirklich Pech mit der Auslosung. Platz 16 ist dennoch eine gute Erfahrung für die Jungs. Sie müssen aus dieser EURO lernen. Die Stimmung in der Mannschaft war gut, leider haben die Ergebnisse nicht gepasst. Die Spieler brauchen vielleicht noch ein paar Jahre um auch noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Schade, dass sie sich nicht für die WM qualifizieren konnten. Doch auch in diesem Jahrgang haben wir einige Talente, die wir für die Zukunft im Auge behalten. Für die Jungs gilt es im Athletikbereich, aber auch handballerisch zu arbeiten.“
Hat man mittlerweile ein einheitliches System vom Nachwuchs bis zum A-Nationalteam geschaffen?
Aleš Pajovič: „Ich arbeite sehr eng mit Sandra Zapletal und Michael Draca zusammen. In jedem Nationalteam gibt es unterschiedliche Spielertypen. Nicht jedes Team hat beispielsweise einen Kreisläufer wie Tobias Wagner. Darauf muss man natürlich Rücksicht nehmen. Gleichzeitig versuchen wir sehr wohl ein einheitliches System zu schaffen mit einer starken und aggressiven 6:0-Deckung. Im Angriff sehe ich noch Potential, da gibt es noch Reserven. Insgesamt gehen wir alle in eine Richtung.“
Ein bisschen Zeit ist noch, dennoch rückt die Qualifikation zur EURO 2026 immer näher. Am 7. November empfängt man die Türkei, am 10. November geht es auswärts gegen die Schweiz.
Aleš Pajovič: „Zunächst haben wir im Oktober noch einen Kurz-Trainingslehrgang mit Spielern aus der HLA MEISTERLIGA. Da werde ich mir auch ein paar neue Gesichter ansehen. In diesen vier Tagen können wir in Ruhe arbeiten und die Jungs lernen mein System kennen. So müssen wir nicht bei 0 starten, wenn sie zu einem weiteren Lehrgang einberufen werden. Die Türkei zum Auftakt ist ein bisschen der Outsider in unserer Quali-Gruppe, aber gefährlich. Wenn wir so spielen wie bei der EURO im Jänner und der Olympia-Quali im März, können wir zwei Punkte holen und das ist auch das, was ich brauche. Gegen die Schweiz wird es interessant. Ich sehe die Chancen bei 50:50. Wir müssen voll konzentriert sein. Wenn wir in dieser ersten Woche vier Punkte holen, können wir jedenfalls ruhiger zur WM im Jänner fahren. Ich habe bereits mit allen Spielern gesprochen und alle wissen, wie wichtig diese Woche sein wird.“
Danach steht noch ein weiteres Highlight bevor: die erste Frauen-Europameisterschaft auf österreichischem Boden. Mit den Erfahrungen und Erinnerungen aus 2020, worauf darf sich das Frauen-Nationalteam freuen und einstellen?
Aleš Pajovič: „Ich finde es großartig, dass wir nun auch eine Frauen-EURO in Österreich ausrichten und ich hoffe, dass sie von unserem Hype profitieren. Die Gruppe mit Norwegen, Slowenien und der Slowakei ist schwer, aber man hat bei den Olympischen Spielen gesehen, dass alles möglich ist. Mit Monique Tijsterman hat man eine erfahrene Trainerin geholt und ich bin überzeugt, dass sie ausreichend Vorbereitungszeit bekommen wird. Da ich zum Zeitpunkt der Vorrunde beim Master Coach-Lehrgang in Wien bin, drücke ich alle Daumen, damit ich unser Nationalteam dann in Wien bei der Hauptrunde sehen kann. Mit den vielen neuen Fans die wir in den letzten Monaten dazugewonnen haben, wünsche ich dem Team eine volle Halle in Innsbruck, damit sie die Unterstützung bekommen, die sie verdienen.“
Tickets für die Women´s EHF EURO 2024 sind hier erhältlich: