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Gerald Zeiner: Lust auf Handball ist noch viel größer

Gerald Zeiner - Copyright: ÖHB/Agentur DIENER/Eva Manhart

Im Jänner noch mitten im Jubelbad der Gefühle nach dem historischen 8. Platz bei der Heim-EURO, mit dem ALPLA HC Hard auf Platz 2 in der Bonusrunde der spusu LIGA und dann der Ligaabbruch. Gerald Zeiner verlässt dieser Tage Vorarlberg, nimmt aus seiner Zeit beim ALPLA HC Hard insgesamt drei Meistertitel, zwei Cup-Erfolge und drei Supercup-Erfolge mit zu seinem neuen Verein, Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Im Interview spricht der bald 32-Jährige über die Coronazeit als Profisportler, seinen Vereinswechsel und wie sehr die EURO bis heute beflügelt.

Am 1. April wurde bekannt gegeben, dass sämtliche heimischen Bewerbe abgebrochen werden. Wie hast du diesen Moment erlebt?

Gerald Zeiner: „Zu diesem Zeitpunkt wollte man es nicht wahr haben. Aber es war definitiv die richtige Entscheidung abzubrechen.“

Wie hast du die „Coronazeit“ erlebt?

Gerald Zeiner: „Nachdem ein gemeinsames Training nicht mehr erlaubt war, haben wir sofort vom Verein Trainingspläne erhalten und auch zwei- bis dreimal pro Woche gemeinsame Video-Trainings abgehalten. Das war gut, denn so konnte man doch irgendwie gemeinsam was machen und hat sich „gesehen“. Insgesamt waren die letzten Wochen und Monate trainingstechnisch sehr gut durchgeplant.“

Welche positiven Aspekte brachte diese Zwangspause mit sich?

Gerald Zeiner: „Ich habe die Zeit genutzt und viel im athletischen Bereich gearbeitet. Zudem konnte ich auch gezielt an den Defiziten, die ich durch meine Ellbogen-OP im Herbst hatte, arbeiten. Es war eine lange Zeit, die, glaube ich, für uns alle schwierig war. Man durfte nie seine Ziele aus den Augen verlieren. Dadurch konnte man sich auch immer neu motivieren.“

Sieben Jahre hast du für den ALPLA HC Hard gespielt, nun folgt ein neues Abenteuer: Dein Wechsel zu Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Wie kam´s dazu?

Gerald Zeiner: „Ich hatte nach der EURO mehrere Angebote. Die ersten Gespräche mit Handball Tirol verliefen sehr gut. Das Gesamtkonzept hat mich überzeugt. Ich freue mich sehr, dass alles so gut geklappt hat und freue mich schon darauf, mit meinen neuen Mannschaftskollegen zu arbeiten.“

Hattest du aufgrund des coronabedingten Abbruchs bereits mehr Kontakt zu deinem neuen Verein? Was sind die Ziele?

Gerald Zeiner: „Durch den dreimonatigen Zwangsurlaub hatte ich tatsächlich regelmäßig Kontakt zu Frank Bergemann (Anm.: Trainer Sparkasse Schwaz Handball Tirol) und wir haben uns auch persönlich getroffen und über die neue Saison, Taktik und Ziele gesprochen. Generell muss man sagen, das Wichtigste ist, dass es hoffentlich bald wieder los geht. Ich glaube nicht, dass sich in der aktuellen Situation viele Vereine konkrete Ziele für die neue Saison setzen. Es gab in der Liga viele Spielerwechsel. Da braucht es Zeit, bis man sich gefunden hat.“

Aus Sicht eines Profisportlers: Wie wichtig ist es, dass es nun bald wieder mit dem Handballtraining los geht und die Saison pünktlich starten kann?

Gerald Zeiner: „Das ist unglaublich wichtig. Vor allem ein geordneter Spielbetreib. Wir sind Profisportler, Leistungssportler, und Leben davon, unseren Sport auszuüben. Viele Spieler haben leistungsbezogene Verträge. Und natürlich ist es auch für die Vereine wichtig. Auch diese können es sich nicht lange leisten, ohne Spielbetrieb die Strukturen aufrecht zu erhalten.“

Im Frühjahr konnten die beiden Nationalteam-Lehrgänge nicht abgehalten werden. Für die WM ist man nach dem Abbruch sämtlicher Quali-Bewerbe direkt qualifiziert. Wie wichtig ist auch hier jede gemeinsame Minute?

Gerald Zeiner: „Genauso wichtig wie im Verein. Mit der WM vor der Tür, die hoffentlich wie geplant stattfinden kann, muss man jede Minute nutzen.“

Erst vor fünf Monaten habt ihr mit Rang 8 ein historisches Ergebnis bei einer EURO eingefahren. Und das vor Heim-Publikum. Wie viel schwingt von dieser EUROphorie noch mit?

Gerald Zeiner: „Diese Momente, dieses Gefühl, das wird nie ganz vorbei gehen wird. So ein Ereignis, mit so einem guten Ausgang, wird man auf ewig in Erinnerung behalten. Die Lust auf Handball ist dadurch noch viel größer und auch die Lust auf jedes Training. Wenn man sieht, was man erreich kann, was alles möglich ist, nimmt man die Strapazen viel leichter auf sich.“

22/06/20 15:50 zurück