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Internationale Handballwoche: EM- und WM-Gastgeber Österreich

Nikola Bilyk - Copyright: Uros Hocevar/kolektiffimages

Das letzte Großereignis ist mit der EURO 2020 gerade einmal sechs Monate her. Doch in den vergangenen rund fünf Jahrzehnten, beheimatete man so einige Großereignisse: Von der Feldhandball WM 1966, über die B-WM 1977 und 1992, der WM 1995, diversen Nachwuchs-Europameisterschaften, bis hin zu den Männer EUROs 2010 und 2020. Wir lassen Barbara Strass, jetzige Freibauer, Andreas Dittert und Robert Weber in Erinnerungen schwelgen und darüber sprechen, was eine Heim-WM bzw. -EM ausmacht.

„Ich weiß noch, wie ich zu Ewald Humenberger beim Einlaufen in die Stockerauer Sporthalle gesagt habe: ´Ich hab so viel Adrenalin im Körper, ich brauch mich nicht aufwärmen´“, so intensiv hat Andreas Dittert den Faktor Heimvorteil damals bei der B-WM 1992 wahrgenommen. Österreich stürmte damals von Sieg zu Sieg, ein erster Handball-Boom wurde ausgelöst, die Hallen von Runde zu Runde größer, bis man schließlich im Finale in einer ausverkauften Wiener Stadthalle Silber holte.

„Begonnen haben wir vor rund 1.000 Leuten in Stockerau. In Graz spielten wir vor 5.000 Fans. Das große Erlebnis war dann die volle Wiener Stadthalle im Spiel gegen Norwegen. Zur damaligen Zeit gab es solche Dimensionen nur in Deutschland. Vor Heimpublikum zu spielen, gibt einem irgendwo diesen Nimbus der Unbesiegbarkeit“, erinnert sich der heute 53-Jährige.

Gemischte Gefühle kommen bei Barbara Strass, jetzige Freibauer, auf, wenn sie sich an die WM 1995, die man gemeinsam mit Ungarn ausrichtete, zurückdenkt: „Es war natürlich großartig, dass wir den Zuschlag erhalten haben. Die Spiele in Wiener Neustadt bleiben unvergesslich. Mit Platz 8 und der verpassten Olympiaquali, war die Enttäuschung damals riesengroß.“ 

Das Jahr vor der Heim-WM war eines der intensivsten in ihrer Karriere: „Der Druck stieg mit jedem Tag zur WM hin an.“ In der Vorrunde mit vier Siegen in vier Spielen souverän, schaltete man im Achtelfinale auch Tschechien mit 21:16 aus. Doch im Viertelfinale kam gegen Dänemark mit nur einem Tor Unterschied (23:24) das Aus. Ewig in Erinnerung bleiben die Fans und die Stimmung.

Etwas von dem Robert Weber in zweifacher Hinsicht ein Lied singen kann. Er durfte gleich zwei Heim-Europameisterschaften erleben – 2010 und 2020. „Vor Heimpublikum gegen die Besten der Welt zu spielen, ist einfach unglaublich“, schwärmt der Routinier.

Mehr Nervosität verspürte Weber 2010, wie er sagt: „Da war ich doch zehn Jahre jünger. Zudem lagen zwischen 2010 und 2020 doch auch einige Großereignisse.“

Rang 9 2010 war die bis vergangenen Jänner beste Platzierung der ÖHB-Männer bei einer Europameisterschaft. Dieser wurde 2020 mit Rang 8 unterboten.

Und das heurige Jahr hätte eigentlich noch eine zweite Heim-EURO bringen sollen. Gemeinsam mit Brixen (ITA) erhielt Innsbruck den Zuschlag für die Men´s 20 EHF EURO 2020, die Anfang Juli hätte gespielt werden sollen. Die COVID19-Pandemie erzwang jedoch eine Verschiebung in den Jänner 2021. Aufgrund fehlender Haftungsübernahmen sahen sich Innsbruck und Brixen jedoch außer Stande die EM im Jänner 2021 durchzuführen. Organisatorisch wäre man gerüstet gewesen. 

Für Innsbruck wäre es die dritte Nachwuchs-EM nach 1998 und 2006 gewesen. 2012 war Bregenz Gastgeber der Men´s 18 EHF EURO, nur zwei Jahre später durfte das 94er Nationalteam bei der Men´s 20 EHF EURO erneut vor Heimpublikum antreten. In Linz und Traun matchten sich die besten Nationen Europas, Österreich belegte am Ende der hervorragenden 6. Rang. 2018 stürmte Österreich in Tulln bei der Men´s 18 EHF Championship 2018 zu Gold und qualifizierte sich damit sportlich für die nächste U20-EURO. 

Und auch eine Jugend-EM der Frauen beheimatete man bereits in Österreich. 2005 spielten Tamara Bösch & Co. in Wien und Niederösterreich auf.

Die Frauen sind es auch, die sich als nächstes auf ein Großereignis vor Heimpublikum freuen dürfen. In vier Jahren ist man gemeinsam mit Ungarn und der Schweiz Gastgeber der Women´s EHF EURO 2024. Und wie bei den Männern vergangenen Jänner, wird auch diese die größte EURO aller Zeiten mit drei Ausrichtern und erstmals 24 Nationen bei der Endrunde. Barbara Strass hofft spätestens dabei auf eine Initialzündung für das Nationalteam: „Es steckt viel Potential in der Mannschaft und es ist enorm wichtig bei solchen Großereignissen dabei zu sein. Fällt man aber aus diesem Rad raus, ist es fast unmöglich sich für eine EM oder WM zu qualifizieren. Die EURO 2024 kann ein Startschuss sein, dass sich unsere Frauen wieder regelmäßig für eine EM und WM qualifizieren.“

17/07/20 17:45 zurück