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Jahresrückblick: 2020 – Österreich liegt im Handballfieber

Österreichs Handball Männer Nationalteam zog das ganze Land in seinen Bann - Copyright: ÖHB/Agentur DIENER/Eva Manhart

Beherzt, stark, sympathisch und von Erfolg gekrönt – das waren die Auftritte des Österreichischen Handball Männer Nationalteams bei der Heim-EURO Anfang des Jahres. Ganz Österreich sprach über Nikola Bilyk & Co., die einen wahren Handballhype auslösten. Im Rahmen der Heim-EURO wurde der Dreier-Bewerbung Österreich, Ungarn, Schweiz zudem die Ausrichtung der Women´s EHF EURO 2024 zugesprochen. Wie in sämtlichen anderen Bereichen beherrschte ab dem Frühjahr nur noch das Thema Corona die Geschehnisse und verhinderte damit das an WM- und EM-Teilnahmen gemessen, erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Österreichischen Handballbund. 

Sämtliche Nachwuchs-Nationalteams blickten einem ereignisreichen Sommer entgegen. 2020 hätte nach der Men´s EHF EURO 2020 noch die Europameisterschaften für den männlichen Nachwuchs der Jahrgänge 2000 und 2002 bringen sollen, sowie die Frauen-Weltmeisterschaften der Jahrgänge 2000 und 2002. Für all diese Nachwuchs-Großveranstaltungen waren die ÖHB-Jahrgänge qualifiziert. 

Doch die für Sommer geplante U20-EURO in Innsbruck und Brixen (ITA) fiel der Pandemie ebenso zum Opfer, wie auch die U18-EURO. Ob die Nachwuchs-Weltmeisterschaften der Frauen noch nachgeholt werden, wird im neuen Jahr entschieden.

Ebenfalls von einer Absage betroffen waren die ausstehenden Spiele in der Qualifikation zur Women´s EHF EURO 2020 wie auch das Play-off der Männer zur WM 2021. 

Doch in Erinnerung bleibt die größte EURO aller Zeiten:

Drei Ausrichter, 24 Nationen, das Finale in einer Fußball-Arena – die EHF EURO 2020 warf ihre Schatten voraus und hielt, was es versprach. DREAM.WIN.REMEMBER war der Slogan. Rekorde wurden gebrochen, Freudentränen vergossen und unvergessliche Momente geschaffen.

Die EHF EURO 2020 war die größte Europameisterschaft aller Zeiten. Organisatorisch wurden Meilensteine gesetzt, die Stimmung in Graz und Wien von den Nationen hervorgehoben und mit über 500.000 Zusehern ein neuer Rekord aufgestellt.

Jahre der Vorbereitung gipfelten am 26. Jänner 2020, als Spanien im Finale der EURO Kroatien mit 22:20 bezwang und nach 2018 den EURO-Teller zum zweiten Mal in die Höhe stemmen durfte.

Mit je einer Vorrundengruppe in Graz und Wien, sowie der Hauptrundengruppe in Wien, spielte Österreich hinter Schweden den zweitwichtigsten Part bei der Ausrichtung der EURO.

Die Bundeshauptstadt war die Homebase des Österreichischen Nationalteams, das durch die Vorrunde flog, eine Handball-Euphorie in ganz Österreich auslöste und am Ende mit Rang 8 für das historisch beste Ergebnis der Männer bei einer EM sorgte. Und das vor fast vollem Haus und stets live auf ORF Eins! 

Kurz-Trainingslehrgang im März letzte Aktivität bis Herbst

Von 8. bis 11. März zog Teamchef Aleš Pajovič die Spieler aus der spusu LIGA zu einem KurzTrainingslehrgang zusammen. Es sollte die letzte Nationalteamaktivität für lange Zeit sein. Mit 16. März trat der Lockdown in Kraft, Sport, wie auch sämtliche andere Bereiche, blieben geschlossen. Das traf sämtliche Ligen und natürlich auch die Nationalteams.

Die Spiele in der Qualifikation zur Women´s EHF EURO 2020 wurden von der EHF abgesagt, die Ergebnisse der EURO 2018 für die Vergabe der Plätze herangezogen. Österreichs Frauen Nationalteam kam dadurch bei der im Dezember in Dänemark ausgetragenen Europameisterschaft nicht zum Zug.

Auch das Play-off zur WM 2021 der Männer wurde abgesagt, in dem Österreichs Herren auf die Niederlande gestoßen wären. Mit Platz 8 bei der Heim-EURO war man besser platziert als die Niederlande und erhielt das WM-Ticket zugesprochen.

Schock: Nikola Bilyk schwer verletzt

Im August bezog Nationalteamkapitän Nikola Bilyk mit dem deutschen Rekordmeister THW Kiel in Graz Quartier zu einem einwöchigen Trainings-Lehrgang. Gleich zu Beginn verletzte sich Österreichs Aushängeschild im Training schwer, zog sich einen Kreuzbandriss zu und fehlt seinem Verein wie auch dem Nationalteam noch zumindest bis zum Frühjahr 2021.

Supercup läutet neue Saison ein

Der 2. September markiert den Restart in den heimischen Handballligen. Setzte sich bei der Premiere des WHA Supercup Hypo NÖ durch, holte im spusu LIGA Supercup der HC FIVERS WAT Margareten seinen vierten Titel in diesem Bewerb.

Erwin Gierlinger neuer Co-Trainer von Frauen-Teamchef Herbert Müller

Das Frauen-Nationalteam war kurz darauf das erste Nationalteam des ÖHB, das seit dem Lockdown zu einem Trainingslehrgang zusammenkam. Aufgrund der COVID-19 Pandemie war es für Sonja Frey & Co. überhaupt der erste Trainingslehrgang nach 309 Tagen! Dafür verpasste Teamchef Herbert Müller nach einem Riss der Quadrizepssehne in seiner 16-jährigen Teamchef-Ära erstmals einen Trainingslehrgang. 

Dafür übernahm sein neuer Co-Trainer Erwin Gierlinger, der das Team im freundschaftlichen Kräftemessen mit der Slowakei zu einem Sieg und einem Unentschieden führte. Der Lehrgang bildete den Startschuss für die vierjährige Vorbereitung auf die Heim-EURO 2024. Und genau dafür hat man mit Erwin Gierlinger einen erfahrenen Mann an die Seite von Herbert Müller bestellt. 

Seit vielen Jahren bereitet der Oberösterreicher in der gleichen Funktion die Männer auf diverse EM- und WM-Qualifikationen, sowie die Großveranstaltungen selbst, akribisch vor. Mit der Heim-EURO 2020 kennt er auch die Bedürfnisse und Begebenheiten der Spieler bei einem Großevent im eigenen Land bestens. Dieses Wissen fließt ab sofort auch in die Vorbereitung des Frauen Nationalteams ein. Zudem ist es eine große Besonderheit, dass eine Person als Co-Trainer sowohl des Frauen-, als auch des Männer-Nationalteams fungiert. 

Im Dezember hätte Österreich als Gastgeber für die in Turnierform ausgetragene WM Qualifikation Phase 1 fungiert und gegen den Kosovo und Italien um ein WM Play-off-Ticket gespielt. Einmal mehr aufgrund der COVID-19 Pandemie wurde dieses Turnier in den März verschoben.

Men´s 20 EHF EURO 2020 – Verschoben, neu vergeben, abgesagt

2020 sollte das Jahr der Heim-Europameisterschaften werden. Nach der erfolgreichen Men´s EHF EURO 2020 im Jänner, blickte man bereits Richtung Innsbruck und Brixen (ITA), wo von 2. bis 12. Juli die Men´s 20 EHF EURO 2020 ausgetragen werden sollte. Aufgrund der COVID-19 Pandemie wurde die M20 EURO zunächst zweimal terminlich verschoben, ehe letztendlich die Absage durch die EHF unausweichlich wurde.

Erfolgreicher EURO-Quali-Auftakt und Vorbereitung auf die WM 2021

Im November wurde das Männer Nationalteam erstmals seit der Heim-EURO zusammengezogen und bestritt in Graz gegen Estland seinen Auftakt in die Qualifikation zur EURO 2022. Gerald Zeiner übernahm interimistisch die Kapitänsschleife, Nikola Stevanovic, Marin Martinovic und Dean Pomorisac feierten ihr Nationalteam-Debut und Estland wurde 31:28 besiegt. Das Spiel gegen Bosnien-Herzegownia wurde kurzfristig aufgrund eines positiven Coronafalls bei den Bosniern abgesagt.

Von 26. bis 30. Dezember startete für das Nationalteam, ohne Deutschland-Legionäre, die Vorbereitung auf die EURO-Quali gegen Deutschland und die WM 2021 in Ägypten. 

Rang 4 bei Sportlerwahl

Die Erfolge bei der Heim-EURO bescherten dem Männer Nationalteam bei der diesjährigen Sportlerwahl in der Kategorie „Mannschaft des Jahres“ Platz vier, wie auch Nikola Bilyk in der Kategorie „Sportler des Jahres“.

FIVERS in EHF European League und Champions League-Titel für Bilyk und Szilagyi

2019 gewann Nikola Bilyk seinen ersten internationalen Titel, holte mit dem THW Kiel die Trophäe im EHF Cup. 2020 folgte die Krone in der Königsklasse. Am gestrigen Abend, dem 29. Dezember, setzte sich der THW Kiel im Finale der EHF Champions League, das covidbedingt kurz vor Jahreswechsel nachgetragen wurde, mit 33:28 gegen Barcelona durch. Bilyk fehlte zwar aufgrund seines Kreuzbandrisses, trug im Herbst 2019 und Frühjahr 2020 noch wesentlich dazu bei, dass die Zebras ins Final 4 einzogen.

Mit Viktor Szilagyi darf ein zweiter Österreich jubeln. 2007 gewann er als Aktiver mit Kiel die Champions League, mittlerweile leitet er als Geschäftsführer die Geschicke des Traditionsklubs.

Für etliche Jubelmeldungen sorgten in den vergangenen Wochen die FIVERS. War es zunächst der Einzug in die Gruppenphase der EHF European League, auf dessen Weg man die beiden Spitzenklubs Benfica Lissabon (POR) und BM Benidorm (ESP) überwand, der für Aufsehen sorgte, waren es in der Folge die starken Auftritte gegen die Champions League erprobten Topvereine Fenix Toulouse (FRA), Orlen Wisla Plock (POL), Tschechow Medwedi (RUS), Abanca Ademar Leon (ESP) und Metalurg Skopje (MKD). 

Mit dem 37:32 Triumph über Toulouse sorgten die FIVERS für den ersten Sieg eines österreichischen Vertreters in der Gruppenphase eines Europacupbewerbs seit 13 Jahren! Und man schrieb zugleich Geschichte, denn es war der erste Sieg eines österreichischen Vereins in der neuen EHF European League, dem Nachfolgebewerb des EHF Cup.

Neben den FIVERS sind auch die SG INSIGNIS Handball WESTWIEN und der SC kelag Ferlach im neuen Jahr international vertreten. Die Kärntner stehen, ohne bislang ein Spiel absolviert zu haben, ebenso im Achtelfinale des EHF European CUP, wie die SG INSIGNIS Handball WESTWIEN.

30/12/20 14:05 zurück