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Lukas Herburger zu Titel und Champions League: Das ist das Größte!

Lukas Herburger - Copyright: Eva Manhart/kolektiff

Vergangenen Sonntag erfüllte sich ÖHB-Abwehrchef Lukas Herburger den Traum des deutschen Meistertitels und schrieb mit den Füchsen Berlin Vereinsgeschichte. Kommendes Wochenende sind alle Augen auf das TruckScout24 EHF FINAL4 der Königsklasse in Köln gerichtet, wo die Füchse mit ihrer Leichtigkeit und Spielfreude noch einmal auftrumpfen wollen. Im Interview spricht Herburger über sein erstes Jahr in Berlin, den Titel, das bevorstehende EHF Champions League Final 4 und seine Verletzung.

Lukas, Gratulation zum Titel. Doch zunächst zurück an den Start. Wie war für dich dieses erste Jahr in Deutschland und die Umstellung?
Lukas Herburger: „Das war natürlich nochmals ein sehr spannendes Jahr, weil ich komplett aus meiner Komfortzone rausgegangen bin. In Schaffhausen kannte ich alle Abläufe, hatte mein Standing. Das musste ich hier neu aufbauen. Es war spannend und manchmal auch nicht leicht, aber meine Mitspieler haben es mir leicht gemacht. Sie haben mich super aufgenommen, mich willkommen geheißen und mir gesagt, wie sehr es sie freut, dass ich da bin. Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner ersten Saison zufrieden. Ich habe meine Spielanteile bekommen, habe jeweils ca. eine Halbzeit in der Deckung gespielt und etwa zehn Minuten im Angriff. Mir ist bewusst, für große Ziele muss man die Verantwortung auf viele Schultern verteilen. Da kann man sich nicht nur auf eine Person verlassen."

Wie gut hast du dich in der Weltmetropole Berlin eingelebt?
Lukas Herburger: „Das ist eine richtig geile Stadt. Es ist für mich etwas Besonderes in einer Großstadt zu spielen und zu leben. Das hatte ich bislang nicht gehabt, da ich immer den Handball vorgezogen habe und statt nach Wien zu gehen für ein Studium, in Feldkirch studiert habe. Das jetzt zu erleben ist richtig cool und mit dem Erfolg ist das ein Wahnsinn.“

Die deutsche Bundesliga gilt als stärkste Liga der Welt. Wie hast du diese 34 Runden erlebt?
Lukas Herburger: „Die Liga ist unfassbar. Gerade deswegen hat der Meistertitel auch so einen hohen Stellenwert. Das ist meiner Meinung nach der schwerste Titel im Clubhandball den es zu gewinnen gibt. Du musst in 34 Spielen auf absolut höchstem Niveau spielen. Man kann selbst gegen den Tabellenletzten ausrutschen. Es war sowohl an der Spitze, als auch am Tabellenende unfassbar spannend. Das habe ich erstmals an eigener Haut miterlebt."

Warum hat sich Berlin am Ende die Krone aufsetzen können? Was zeichnet euch als Team aus?
Lukas Herburger: „Wir hatten ein gutes Mindset, haben gesagt, dass wir von Spiel zu Spiel gehen und haben dabei nicht viel auf die Tabelle geschaut. Wir haben extrem viel Spaß Handball zu spielen. Ich selbst hatte extrem viel Spaß und es ist cool, mit dem besten Spieler der Welt (Anm.: Mathias Gidsel) zu trainieren und zu spielen. Er ist der Cheat Code.“

Aufgrund deiner am 33. Spieltag erlittenen Verletzung bist du für das entscheidende letzte Spiel am Sonntag ausgefallen. Wie hast du diesen Tag erlebt?
Lukas Herburger: „Ich bin aufgestanden und habe gemerkt, dass es mit dem Fuß schon besser geht. Ich hab dem Trainer gesagt, dass ich aufwärmen will und im Notfall helfen kann. Man hat mich zunächst mit großen Augen angesehen, aber ich wollte unbedingt dabei sein, musste auf der Bank sein. Das war eines der schwierigsten Spiele meines Lebens, weil ich nicht am Spielfeld helfen konnte. Es war schon am Donnerstag schwer nachdem ich umgeknickt war. Da dachte ich mir, warum gerade jetzt. Ich hab versucht die Jungs zu unterstützen, ihnen Energie von der Bank aus zu schenken. Es war ein extrem heißes Spiel. Man hat gesehen, wie nervös wir waren. Zum Glück haben wir das noch für uns entscheiden können. So viele vom Verein hatten Tränen in den Augen. Vor 20 Jahren hat das Projekt gestartet, jetzt ist man Meister.“

Wie ging es danach weiter? Sind dann alle Dämme gebrochen?
Lukas Herburger: „Wir sind dann mit dem Flieger nach Berlin. Das war brutal. Ich glaube die Piloten und Flugbegleiterinnen haben so etwas noch nie erlebt. Ich denke, die ein oder andere Turbulenz haben wir ausgelöst (lacht). In Berlin sind wir dann mit dem Bus zum Public Viewing gefahren, wo etliche Fans auf uns gewartet haben und wir mit einem Feuerwerk empfangen wurden. Dann wurde natürlich gefeiert.“

Doch eine Aufgabe wartet noch auf euch: das TruckScout24 EHF FINAL4 der Champions League kommendes Wochenende in Köln. Wie groß ist die Vorfreude?
Lukas Herburger: „Abnormal, das kann ich gar nicht beschreiben. Wer mich kennt, weiß, dass ich beim Feiern immer ganz vorne dabei bin. Diesmal hab ich mich zurückgehalten, damit die Heilung gut voranschreiten kann. Ich will da unbedingt dabei sein. Ich hoffe, dass ich am Samstag spielen kann und Teil sein kann. Das Champions League Final 4 ist das Größte. Die vier besten Teams der Welt kämpfen um das ganz große Ziel. Dass wir da dabei sein dürfen, ist riesig. Es hilft, dass wir die Pflicht nun erfüllt haben. Jetzt können wir befreit aufspielen und die Kirsche auf die Torte legen, wenn wir das schaffen. Und wenn wir es nicht schaffen, ist auch nix passiert. Genau das kann uns extrem stark machen.“

Wie sieht es mit deiner Verletzung aktuell aus?
Lukas Herburger: „Die Außenbänder sind gerissen, der Fuß ist blau, aber ich kann mittlerweile normal gehen. Ich hab am Sonntag beim Aufwärmen ein bisschen mitgemacht und hoffe, dass es die Tage noch besser wird. Ich arbeite intensiv mit unseren Physiotherapeuten. Es werden Lymphdrainagen gemacht, Kompressionen und alles, mit dem man viel schaffen kann. Dann hoffe ich, dass ich Ende der Woche in der Halle stehen kann.“

Im Halbfinale wartet Nantes. Wie sehr hat man sich mit diesem Gegner schon auseinandergesetzt?
Lukas Herburger: „Wir starten jetzt in die Vorbereitung darauf. Wir haben in der Vergangenheit schon einige Spiele gegen Nantes gehabt und es war immer knapp. Jetzt werden die Karten wieder neu gemischt, da kann auch ein Underdog den Titel holen. Egal wer auf uns zukommt, wir sind ein gefährlicher Gegner. Mit unserer Leichtigkeit und Spielfreude können wir sie schlagen und stehen dann hoffentlich am Sonntag im Finale."

EHF Champions League Men - TruckScout24 EHF FINAL4

14.06., 15:00 Uhr, Halbfinale: Füchse Berlin (GER) vs. HBC Nantes (FRA)
Lukas Herburger, Berlin
14.06., 18:00 Uhr, Halbfinale: Barca (ESP) vs. SC Magdeburg (GER)
15.06., 18:00 Uhr - Finale
15.06., 15:00 Uhr - Spiel um Platz 3
Spielplan, Ergebnisse, Tabelle

11/06/25 12:09 zurück