Nach Lissabon und vor Benidorm: Thomas Menzl im Interview
Thomas Menzl, wie stolz bist du auf dein Team nach dem Erfolg über Benfica Lissabon?
Thomas Menzl: „Bedenkt man, unter welch schwierigen Voraussetzungen wir in dieses Duell gegangen sind, dann ja. Dann macht vor allem die Leistung stolz. Wir waren nach den Coronafällen in unserer Mannschaft geschockt, mussten in Quarantäne, die Trainingslager mussten abgesagt bzw. verschoben werden und wir konnten nur ein Testspiel im Vorfeld bestreiten. Genau in dem verletzt sich dann mit Fabio Schuh auch noch eines unserer größten Talente. Ich bin aber auch dankbar, dass die Mannschaft die Gelegenheit gehabt hat, ihr bestes Handball im entscheidenden Moment zu zeigen. Das war selbst für mich beeindruckend. Insgesamt hat das Team das Allerbeste aus sich herausgeholt. Der Zusammenhalt in den letzten Wochen im gesamten Verein war unglaublich. Das macht mich vor allem stolz.“
Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg für dich und den Verein?
Thomas Menzl: „Es wurde in der Vergangenheit immer wieder Kritik an den FIVERS geübt, weil wir nicht am Europacup teilgenommen haben. Das hängt vor allem mit unserer Philosophie zusammen, dass wir unserer eigenen Nachwuchsarbeit mehr Bedeutung beigemessen haben, als ein, zwei Runden im Europacup zu spielen. Im heurigen Jahr haben wir frühzeitig begonnen mit unseren Sponsoren zu reden, ob sie uns bei unserem nächsten Schritt den wir gehen wollen, unterstützen wollen. Bis zur Coronakrise verliefen diese Gespräche sehr gut. Wir haben uns dann entschieden, trotz der Krise den Weg zu gehen. Auch, um den Spielern etwas für ihre Leistung zurückzugeben und wir wollen uns damit auch bei unseren Sponsoren bedanken, die uns trotz Krise treu geblieben sind. Dass wir all das mit so einem Erfolg zurückgeben konnten, ist umso schöner. Der Sieg über Benfica Lissabon ist ein Ausrufezeichen das wir auch für Handball-Österreich gesetzt haben.
Jetzt wartet BM Benidorm aus Spanien. Was wisst ihr bereits über den nächsten Gegner?
Thomas Menzl: „Ehrlicherweise wissen wir noch wenig. Wir wissen, dass Benidorm aus dem Land des Doppel-Europameister kommt und das ist respekteinflößend genug. Wir wissen, dass sie jede Menge Legionäre unter Vertrag haben. Tatsache ist, wenn wir eine Chance auf den Aufstieg haben wollen und unseren Traum Gruppenphase erreichen wollen, brauchen wir zweimal eine ähnliche Leistung wie gegen Benfica. So etwas ist aber nicht auf Knopfdruck abrufbar.“
Bei Benidorm steht der Ex-WESTWIENER Erwin Feuchtmann unter Vertrag. Ein Nachteil für die FIVERS, da er viel Insiderwissen einbringt?
Thomas Menzl: „Das glaube ich nicht. Erwin Feuchtmann ist nicht das Problem. Es gibt jetzt von uns zwei Spiele auf EHF TV. Benidorm wird sich gut vorbereiten und uns nicht unterschätzen.“
Wenn du einen Wunsch frei hättest, wie sähe der aus für die nächste Runde in der European League?
Thomas Menzl: „Dass wir nochmals so eine Leistung bringen und am Ende des Tages die wirklich große Sensation schaffen, nämlich in die Gruppenphase zu kommen. Wobei dann erst die Probleme anfangen (lacht). Englische Wochen, Spielverschiebungen, etc.. Wir haben keinen einzigen Profi in unseren Reihen. Sämtliche Spieler studieren oder arbeiten in der Privatwirtschaft. Auch die Hallensituation könnte noch recht herausfordernd werden. Vor allem wünsche ich mir, dass wir uns auf unseren Sport konzentrieren dürfen, Corona so eine geringe Rolle wie nur möglich spielt und alle gesund bleiben.“