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Stellungnahme von HANDBALL AUSTRIA zur aktuellen Diskussion über die Beibehaltung des Sportkanals ORF Sport+

Copyright: Erwin Prohaska

Nach wie vor fühlt sich der gesamte österreichische Handball durch die Ankündigung, beim bisher als sogenannten ‚Spartenkanal‘ geführten ORF Sport+ Kanal einzusparen, vor den Kopf gestoßen. Es war jedoch immer eine Stärke des ÖHB nicht nur Kritik zu üben, sondern auch konstruktive Vorschläge zu bringen, die im gegebenen Fall vielleicht auch Anstoß für ein neues Konzept einer Sportberichterstattung in Österreich bieten sollten.

Sport ist ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft oder wie es auch so schön im aktuellen Regierungsübereinkommen steht: „Als Bundesregierung sehen wir Sport als wichtige Investition in eine positive Gesellschaft.“ Wir nennen uns auch gern ‚Sportnation‘ und erfreuen uns an Erfolgen österreichische Sportler als auch an Ausübung der unterschiedlichsten Formen des Breitensports. Und ein Drittel der österreichischen Bevölkerung ist als aktiver Sportler oder als, zumeist ehrenamtlicher, Funktionär in einem Sportverein tätig. Es ist also höchste Zeit, dass diesem erfreulichen Umstand auch in der Medienlandschaft eines öffentlich-rechtlichen Senders die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet wird!

Im Bundesgesetz über den österreichischen Rundfunk (ORF-Gesetz) wird ganz klar der Auftrag an die Stiftung des ORF erteilt, in den unterschiedlichsten Formen für die Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Sport zu sorgen.

So gehört es zum Beispiel zu den ‚Kernaufträgen‘ für eine umfassende Information der Allgemeinheit in sportlichen Fragen zu sorgen oder auch das Interesse der Bevölkerung an aktiver sportlicher Betätigung zu fördern. Dazu gibt es ergänzend noch einen besonderen Auftrag für ein Sport-Spartenprogramm. Von Beginn an waren jedoch die sogenannten „Premium-Sportbewerbe“ (Anm.: das sind jene Sportbewerbe, denen in der Öffentlichkeit breiter Raum zukommt: Profi-Fussballliga, alpine und nordische Schibewerbe, Formel 1 und olympische Spiele) explizit vom Sport-Spartenprogramm ausgeschlossen. Das mag sicherlich zum damaligen Zeitpunkt seinen Sinn gehabt haben, galten jedoch in der breiten Öffentlichkeit ORF 1 und 2 als ‚die‘ Hauptprogramme und waren vielleicht auch mit den ursprünglichen Empfangssystemen auch nur diese für viele Konsumenten erreichbar.

Doch durch die unterschiedlichsten Änderungen, sei es durch die gesteigerte Zahl von Anbietern oder durch die mittlerweile vielschichtigen Empfangsmöglichkeiten sollte angedacht werden, ob es nicht attraktiver und vielleicht auch konkurrenzfähiger ist, einen richtigen Sportkanal bereitzustellen!

Schon allein die Einbeziehung der angeführten Premium-Sportbewerbe würde diesem Kanal eine wesentliche Attraktivitätssteigerung zukommen lassen (Anm.: der Gefahr eines Verlustes der Bedeutung von ORF 1 könnte durch eine Vielzahl von Alternativen entgegengewirkt werden – insbesondere, wenn gerade über einer Stärkung von österreichischen Produktionen gesprochen wird).

Dazu könnte dieser Kanal gerade auch für den Breitensport interessante Angebote liefern, die zwar teilweise vielleicht schon in der ein- oder anderen Sendung am Rande vorkommen (Gesundheit, Fitnesstipps etc.), aber den Konsumenten eher ‚zufällig‘ erreichen. Hier könnten gezielt auch Hobbysportler informiert und beraten werden (z. B. Vorbereitung zum Marathon, Umgang mit Mountainbikes, Elektrofahrrädern, Klettern, Bergtouren……..).

Angebote für Sportausübungen (wo kann ich das machen, gibt es Vereine in meiner Nähe etc.), welche insbesondere gerade auch für den Behindertensport nützlich und fördernd wären, sind sinnvolle Erweiterungen.

Und auch die etablierten und teilweise auch Spitzensport betreibenden Vereine könnten nicht nur durch die gesteigerte Attraktivität eines echten Sportkanals zu höheren Sponsorbeteiligungen kommen, sondern könnten auch ihrerseits für ihren Sport sowohl vermehrt Werbung, nicht nur durch die Übertragung von Wettbewerben sondern durch ergänzende Präsentationen, präsentieren als auch selbst durch gezielte Beiträge (z. B. sportwissenschaftlicher oder -medizinischer Natur) Zusatzinformationen erhalten.

Den Ideen sind hier keine Grenzen gesetzt – denken wir zum Beispiel auch an den vermehrten Zulauf, insbesondere von Frauen aber immer mehr auch von Männern, zu Yoga oder Pilates oder ähnlichen gesundheitsfördernden Übungsmethoden. Aber auch im Zusammenhang mit dem Klimaschutz könnten diverse Angebote und Tipps im Zusammenhang mit der Ausübung, sowohl im Bereich des Spitzen- als auch Breitensportes, präsentiert werden.

Und gerade auch zu der aktuellen Diskussion über die Finanzierung der Stiftung könnte die Gestaltung eines derartig ausgestalteten Sportkanals neue Alternativen bieten. Versicherungsträger, Sportartikel-, Gesundheitsprodukte- medizinische Geräte – Hersteller, aber auch Tourismusregionen (Laufen, Biken, Bergsteigen….) würde eine neue attraktive Plattform geboten werden um gezielt für ihre Produkte, ihre Angebote im Zusammenhang mit der Ausübung von Sport zu werben.

Wenn, wann nicht jetzt wäre es eine gute Gelegenheit, dem seit 1984 bestehenden ORF-Gesetz, zusätzlich zu den bereits über 40 Änderungen/Ergänzungen seit Bestehen des Gesetzes eine weitere Novelle hinzuzufügen.

Zuständig dafür ist die Bundesregierung, die sich ja dankenswerter Weise ohnehin eindeutig zur Förderung des Sportes in Österreich bekennt.

Markus Plazer
Präsident Österreichischer Handballbund

24/02/23 12:22 zurück