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Thomas Bauer: Wir werden alles für unser Land geben!

Thomas Bauer: Wir werden alles für unser Land geben!

Thomas Bauer zählt mit 139 Länderspielen zu den erfahrensten Spielern im Österreichischen Nationalteam. Mehrere Großereignisse hat er bereits für Österreich absolviert und nun steht das nächste, die Weltmeisterschaft 2019, vor der Türe.

Hallo und Glückwunsch zur erfolgreichen Weltmeisterschaftsqualifikation mit dem österreichischen Nationalteam. Ist es nicht ein tolles Gefühl, das Ticket nach Deutschland & Dänemark in den Händen zu halten?

Absolut. Die Weißrussen haben uns von der Euro 2018 in Porec nach Hause geschickt. Wir waren jetzt der Underdog und haben uns revanchiert.

Ihr habt in Weißrussland und beim Heimspiel drei Tage später die österreichischen  Handballfans begeistert. Seid ihr selbst von euren starken Auftritten überrascht?

Zuhause vor 4.000 Fans in einer umgebauten Eishockeyhalle zu spielen, das macht einfach Spaß und setzt Energie frei. Aber wie dominant wir auswärts aufgetreten sind war absolut überragend. Alle 16 Spieler sowie das gesamte Betreuerteam waren so heiß und fokussiert auf unser Ziel, insofern kamen für uns selbst unsere überzeugende Auftritte nicht überraschend. Das war ein unglaublich schöner Abschluss einer intensiven und ereignisreichen Saison.

Du sprichst es bereits an. Beschreibe bitte kurz dein Handballjahr 2017/18.

Als ich mich nach einer mannschaftlich und persönlich tollen Saison bei Aix-en-Provence dem französischen Erstligaaufsteiger Massy angeschlossen habe, wurden meine persönlichen Erwartungen leider überhaupt nicht erfüllt und ich habe darum nach der Euro 2018 in Kroatien den Entschluss gefasst, das norwegische Topteam OIF Arendal im Kampf um die Championsleague zu unterstützen.

Ihr seid im dritten Finalspiel an Serienmeister Elverum gescheitert. War es im Nachhinein die falsche Entscheidung aus der französischen Beletage in die norwegische Liga zu gehen?

Auf keinen Fall. Ich habe mich gemeinsam mit meiner Frau entschieden, das Projekt Arendal zu unterstützen. Dass wir bis ins dritte Finalspiel eingezogen sind und vor ausverkauften Rängen um die Meisterschaft spielen durften, war sensationell. Vor allem aber hatten wir zu jedem Zeitpunkt, in guten wie in schlechten Phasen der Rückrunde, eine unglaublich geile Trainingsqualität. Ein echtes Powerteam, wie ich es aus meiner Zeit in Korschenbroich und Neuhausen kannte.

Wie groß war die Umstellung für dich? Du hast in der Bundesliga, der französischen Starleague und im Nationalteam bei bisher fünf Großereignissen gespielt.

Norwegische Clubs haben natürlich bei weitem nicht das Budget, das französische oder deutsche Clubs zur Verfügung haben. Aber ich wollte immer schon mal die skandinavische Mentalität im täglichen Training erleben.
Meine Arbeit mit Typen wie Dagur Sigurdsson, Magnus Andersson, Patrekur Johannesson oder auch Tomas Svensson hat mich immer fasziniert. Handballer aus dem Norden haben einfach einen besonderen Zugang zum Leistungssport. Die Chance das zu erleben war da und ich habe sie ergriffen. Meine vier Monate in Norwegen waren sensationell, eine Erfahrung fürs Leben.

Du hast in den letzten Jahren zusätzlich zum Mannschaftstraining viel im mentalen Bereich gearbeitet. Wie kann man sich die Arbeit vorstellen und welche Veränderungen spürst du dadurch?

Ich denke, dass sich bei vielen Handballspielern in diesem Bereich die meisten Entfaltungspotenziale befinden. So auch bei mir. Neben Athletik- und Techniktraining ist für weitere Leistungssteigerungen eine persönliche Spielvorbereitung, also intensive Videoanalysen und mentales Training, nicht mehr wegzudenken. Im Profifußball ist dieses Zusatztraining oft im Verein zugänglich, im Handball investieren Spieler meist selbst in ihre persönliche Weiterentwicklung. Problemlösungsstrategien, Visualisieren, Zielformulierungen, das alles hilft einem Profisportler, nicht nur auf seinem sportlichen Weg. In meinem Fall war die Arbeit mit Frank Schoppe eine Investition fürs Leben.

Du hast dich für die kommende Saison noch nicht auf einen neuen Arbeitgeber festgelegt. Zockst du?

Absolut nicht, aber ich habe meinen Berater Bhakti Ong gebeten, hauptsächlich in Top-Ligen zu suchen. Ich bin mit 32 Jahren im besten Torwartalter und möchte keine halben Sachen machen. Ich habe noch viele Jahre auf hohem Niveau vor mir und will auch für die Nationalmannschaft bestmöglich in Form sein.

Anfang der Woche erfolgte in Kopenhagen die Auslosung zur Weltmeisterschaft 2019. Österreich wurde in Gruppe C mit Dänemark, Norwegen, Tunesien, Chile und Saudi-Arabien nach Herning gelost. Was sagst du dazu?

Es ist ein gutes Gefühl wieder  „zuhause“ in Herning zu spielen. Mit Dänemark und Norwegen in der Halle wird die Arena brennen. Und ich bin sicher dass auch wieder österreichische Fans vor Ort sein werden. Unser Ziel ist der Aufstieg in die Hauptrunde. Wir werden pünktlich zum WM Start in Play-off Form sein und am Spielfeld für unser Land brennen!!

28/06/18 15:36 zurück