ÖHB-Trainerin Spiridon: "Es gibt viel zu tun!"

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Die vergangenen Wochen waren herausfordernd, die Covid-19-Krise machte einschneidende Maßnahmen in allen Lebensbereichen notwendig – so natürlich auch im Handball. Meisterschaften mussten abgebrochen, Nationalteam-Bewerbe verschoben, Leistungszentren geschlossen werden. Im folgenden Interview gibt 2002er-Nationalteam- und ÖLSZ-Trainerinnen Simona Spiridon Einblick in ihre Arbeit während der Coronakrise und wie sie die vergangenen zwei Monate erlebt hat.

Als Trainerinnen und ehemalige Top-Spielerin bist Du es gewohnt, in der Halle zu stehen. Aktuell ist ein Training in gewohnter Art und Weise aus bekannten Gründen nicht möglich. Was habt Ihr euren Spielerinnen für ihre Zeit zu Hause mitgegeben?

Simona Spiridon: „Monika Stefanoska und ich haben in Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Dominik Talir (Leistungssport Austria, Anm.) Trainingspläne für das Projektteam 2024 und das 2002er-Nationalteam für daheim erstellt, unterschiedliche Programme entwickelt und auch über verschiedene Kommunikationskanäle Kontakt zu den Spielerinnen gehalten. Zunächst war ja nicht einmal klar, ob es möglich ist, im Freien Laufeinheiten zu absolvieren. Wir wussten auch nicht, welche Möglichkeiten jede einzelne daheim hat, ob es beispielsweise einen Ergometer gibt. Auch wenn die vergangenen Wochen nicht einfach waren, so gab es auch etwas Positives: Die Mädchen hatten Zeit mit ihrer Familie, die sie sonst nicht haben. Viele kommen normalerweise nur recht selten nach Hause. Das ist nicht immer einfach."

Im vergangenen Sommer konnte sich dein Jugend-Nationalteam der Mädchen durch einen starken achten Platz bei der U17 EURO für die U18-Weltmeisterschaft qualifizieren. Diese hätte ursprünglich in China stattfinden sollen, ist aber neu vergeben worden. Sie soll nun von 29. September bis 11 Oktober in Kroatien in Szene gehen. Wie siehst Du die Chancen, dass die WM wirklich zur Austragung kommt?

„Ich hoffe natürlich sehr, dass die WM stattfinden wird und wir teilnehmen können. Es wäre für die Mädchen wirklich schade, wenn sie abgesagt werden müsste. Aktuell sieht es recht positiv aus, auch wenn vielleicht weniger Nationen an den Start gehen könnten. Man muss einfach abwarten, wie sich die Situation bis Herbst entwickelt. Wir wollen die Vorbereitung jedenfalls so anlegen, dass die Spielerinnen Ende September in bestmöglicher Verfassung und bereit sind."

Aufgrund der Coronakrise mussten alle laufenden Bewerbe abgebrochen werden – so auch die WHA und Frauen-Bundesliga. Der ÖHB stellt daher seit Anfang Mai allen WHA- und BLF-Vereinen für ihre Spielerinnen ein umfangreiches Athletik-Trainingsprogramm zur Verfügung, an dem Du maßgeblich mitgearbeitet hast. Es ist auch bereits als erster Schritt in Hinblick auf die Damen Heim EURO 2024 gedacht.

„Monika Stefanoska, Dominik Talir und ich haben mehrere Pläne entwickelt - für sechs, fünf und vier Trainingstage pro Woche. Alle Übungen sind an die gegenwärtige Situation angepasst. Da sich mit den stufenweisen Lockerungen auch die Trainingsmöglichkeiten ändern, gibt es monatlich ein neues Konzept. Derzeit stellen wir jenes für Juni zusammen. Es gibt viel zu tun."

Am Sonntag ist Muttertag, da drängt sich abschließend die Frage auf, wie Du deine Arbeit und Familie unter einen Hut bringst.

„Mein Sohn ist zweieinhalb, vor der Coronakrise konnten mein Mann und ich es uns gut einteilen, wer auf den Kleinen aufpasst. In den letzten Wochen hatten wir mehr Zeit gemeinsam als Familie. Das haben wir sehr genossen. Für eine Mutter ist es einfach immer schön, bei ihrem Kind zu sein. Wenn der normale Betrieb wieder losgeht, wird natürlich auch die gemeinsame Zeit weniger. Das wird, kann ich mir vorstellen, gar nicht einfach."

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10/05/20 16:03 zurück