Von EURO-Fighter zu EURO-Fighter

Vytas Ziura - Copyright: ÖHB/Pucher

2010 schrieb das Österreichische Handball Männer Nationalteam ein wahres Wintermärchen, belegte damals, bei der ersten EM-Teilnahme, Platz neun. Wir haben einige unserer damaligen Helden zur bevorstehenden EHF EURO 2020 befragt – Wie hoch sind die Chancen auf die Hauptrunde? Was erwartet die Spieler bei einer Heim-EURO?

2010 erlebte Österreich unzählige Magic Moments – der Handball-Großmacht Island rang man ein beeindruckendes 37:37 ab, Serbien besiegte man 37:31 und zog damit in die Hauptrunde ein. Und auch dort sorgte man noch einmal für Furore, musste sich zwar sowohl Norwegen als auch dem späteren Vize-Europameister Kroatien mit nur drei Toren geschlagen geben, aber zum Abschluss besiegte man Russland mit 31:30! 

Einige Helden von damals, wie Nikola Marinovic, Bernd Friede, Vytas Ziura oder Conny Wilczynski haben die Auslosung zur EHF EURO 2020 ebenfalls mit Spannung verfolgt und geben eine erste Analyse ab...

Nikola Marinovic

„Mit Tschechien, Nordmazedonien und der Ukraine haben wir auf dem Papier eine ziemlich ausgeglichene Gruppe. Die Chancen sind groß, dass man um die ersten beiden Plätze spielt. Aber gerade diese Ausgeglichenheit macht es enorm schwierig. Nordmazedonien wird sicher viel Unterstützung in der Halle haben. Sie sind zudem eine sehr erfahrene und unangenehme Mannschaft, gegen die wir in der Vergangenheit schon oft gespielt haben und leider auch verloren haben. Ich hoffe, dass sie mittlerweile schon ein wenig in die Jahre gekommen sind und dass wir sie mit unserer jungen Truppe knacken können. Tschechien ist mit Sicherheit das beste Los aus Topf eins, aber auch ein sehr kompakter Gegner. Sie spielen eine starke Abwehr mit guten Torhütern, das hat man bei der EURO 2018 gesehen. Bei allem Respekt vor Tschechien, sie sind aber auch schlagbar. Die Ukraine aus Topf vier war schon lange nicht mehr für eine EM qualifiziert. Im Nationalteam habe ich mit ihnen keine guten Erfahrungen gemacht. Ihr Spielstil ist die klassische russische Schule, mit großen Leuten. Zuhause heißt es auf jeden Fall Vollgas geben.“

Bernd Friede

„Auf den ersten Blick schaut die Gruppe nach einem guten Los aus, aber man muss brutal aufpassen. Vor allem die beiden Schnittspiele gegen die Ukraine und Nordmazedonien sind keine Selbstläufer. Die Ukraine aus Topf vier hat einige Spieler, die seit Jahren auch in der Champions League spielen und Nordmazedonien kennen wir ja schon gut genug aus den letzten Jahren und wissen, wie sehr sie uns weh tun können. Zusammengefasst immer noch besser als in Gruppe E, aber man darf niemals daran denken, dass es einfach wird.“

Vytas Ziura

„Eine Heim-EM ist Gänsehaut pur. Allein wenn man in die Halle kommt, das Branding sieht, die Fans, das alles motiviert nochmal zusätzlich. Tschechien ist schlagbar, Nordmazedonien wird sehr schwer und auch auf die Ukraine muss man aufpassen, sie sind schon seit längerer Zeit in einem Umbruch. Wichtig wird sein, dass alle gesund sind. Dann ist auch alles möglich für das Team. Sie haben nun sechs Monate Zeit sich vorzubereiten und ich muss sagen, das was ich gegen Spanien, Norwegen und Schweden gesehen habe, war wirklich großartig. Ich bin stolz auf das Team. Ich denke, dass sie gute Chancen haben.“

Conny Wilczynski

„Ich war ehrlicherweise ein wenig überrascht, dass Tschechien in Topf eins gesetzt war. Für mich ist das Team ein wenig eine launische Diva. An einem guten Tag eine Mannschaft, die eigentlich jeden Gegner in Europa schlagen kann. Das was ihnen noch zu einer absoluten Spitzenmannschaft fehlt, ist die Konstanz. Das konnten wir in den letzten Jahren gut beobachten. Auf der einen Seite tolle Erfolge, wie Platz sechs 2018. Auf der anderen Seite gab es wieder Niederlagen, mit denen niemand gerechnet hätte. Am Papier sind sie sehr, sehr gut besetzt, aber aus unserer Sicht, können wir sie schlagen. Hoffentlich erwischen sie gegen uns nicht ihren besten Tag. Nordmazedonien ist für mich fast der stärkste Gegner in der Gruppe, das Land des Champions League Siegers. Sie haben ein unglaublich starkes Kollektiv, spielen sehr kampfbetont, auch mit guten Einzelspielern. Es gab viele Duelle mit ihnen in den letzten Jahren, leider oftmals mit dem glücklicheren Ende für die Nordmazedonier. Aber es waren immer unglaublich enge Spiele und jetzt wird es auch wieder Zeit, dass wir sie in einem Bewerbsspiel schlagen. Nordmazedonien ist auf dem Papier leicht über uns zu stellen, es ist aber auch eine Nation, die definitiv in Reichweite ist. Die Ukraine ist ein bisschen die große Unbekannte. Sie spielen den klassischen russischen Handball, sind extrem gefährlich, gerade weil sie nicht so bekannt sind. Von der Papierform her sehe ich uns leicht über ihnen. Gesamt, können wir mit der Auslosung sehr zufrieden sein, gerade bei einer Heim-EM. Uns muss aber auch bewusst sein, dass unsere Gegner ebenfalls mit dieser Auslosung zufrieden sind. Eine klassische Gruppe in der jeder jeden schlagen kann. Es ist durchaus möglich, dass wir sechs Punkte holen, es ist aber auch möglich, dass wir keinen Punkt holen. Es wird für die Mannschaft wichtig sein, wie für uns 2010, dass man die Euphorie, die Heim-Atmosphäre, die Heim-EURO genießt, aber auf der anderen Seite auch den Fokus nicht verliert. Es ist natürlich schön, vor eigenem Publikum zu spielen, es lenkt aber auch ab, weil man von vielen Medien und Fans angesprochen wird. Da ist es wichtig, den Fokus auf das Parkett zu lenken. Dann glaube ich, dass die Mannschaft das Potential hat eine gute EM zu spielen, vor allem auch in die Hauptrunde einzuziehen. Das wäre nicht nur ein großer Erfolg, sondern auch extrem wichtig für den österreichischen Handball. Die Qualität ist vorhanden, die Zuschauer werden die Mannschaft nach vorne peitschen und als Patriot sage ich natürlich, dass wir in die Hauptrunde einziehen werden. Die Gruppe ist mitunter deshalb spannend, weil wir uns auf drei Entscheidungsspiele einstellen können. Es gibt viele Gruppen in denen man alles, mehr oder weniger, auf ein Spiel ausrichtet. In dieser Gruppe kann man den Fokus aber nicht auf einen Gegner legen, sondern auf alle drei. Auch bei einer Auftaktniederlage ist noch alles drinnen. Wir sind schon 2014 gegen Tschechien gut in die EM gestartet und ich hoffe, dass das ein gutes Omen für uns ist.“

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01/07/19 22:42 zurück