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Internationale Handballwoche: Österreichs Europacup-Erfolge

Internationale Handballwoche: Österreichs Europacup-Erfolge

Geht es um internationale Erfolge auf Vereinsebene, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Hypo NÖ ist bei den Frauen mit 8 Champions League-Titeln immer noch der zweiterfolgreichste Verein hinter Spartak Kiev (13). Anfang der 90er Jahre ließ bei den Männern die heutige SG INSIGNIS Handball WESTWIEN aufhorchen, belegte 1994 sensationell Platz 4 in der Champions League. Knapp zehn Jahre später war es Bregenz Handball, das in Europa für Furore sorgte und bis in die Champions League Gruppenphase vorstieß um dort dem SC Magdeburg das Fürchten zu lehren.

„Ich glaube, dass wir als Hypo NÖ, dem Frauen-Handball einen großen Impuls in Österreich gegeben haben“, blickt Gunnar Prokop auf seine Zeit als Trainer des niederösterreichischen Topvereins zurück. Dabei hat alles ganz nebenbei begonnen. Als Trainer seiner Frau Liese Prokop führte er die ehemalige Innenministerin bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko zu Silber im Fünfkampf. Im Training zuhause in der Südstadt griff man immer wieder auf Handball zurück, wie Gunnar Prokop ausführt: „Liese und Maria (Anm. Liese´s Schwester) spielten in der Mittelschule in Tulln Handball. Wir haben damit aus Spaß angefangen in der Leichtathletik. Als Konditionstraining.“

Doch aus dem Spaß wurde Schritt für Schritt Ernst. Endgültig Lunte gerochen hat Gunnar Prokop nach dem ersten Auswärtsspiel in einem Europacupbewerb: „Es ging damals nach Baku. Wir haben dort vor 5.000 Zusehern gespielt. Das hat mich einfach fasziniert.“

1987 stand man schließlich erstmals im Finale der Champions League, musste sich dort, wie im Jahr darauf, Spartak Kiev geschlagen geben. Doch 1989 sollte es dann so weit sein. Wieder stand man Spartak Kiev im Finale gegenüber. „Wir haben auswärts dank einer unglaublich sensationellen Leistung von Marianna Racz gewonnen und zuhause nochmals ein großartiges Spiel abgeliefert. Es war unglaublich. Die Leute in der Halle haben geweint“, erinnert sich der „Zampano“ zurück.

Die Bausteine des Erfolgs? Gunnar Prokop: „Meine Devise, schon als junger Trainer, war: Die Psyche lenkt die Motorik. Und dort wollte ich nie einen Fehler machen. Wenn ich so gut trainiere wie die Weltbesten, werde ich vielleicht irgendwann so gut wie die. Wenn ich besser werden will, muss ich neue Wege gehen.“

WESTWIEN belegt 1994 Platz 4 in der Champions League

Während Hypo NÖ bei den Frauen national wie international über Jahrzehnte das Maß aller Dinge war, führte Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre in Österreich kein Weg an WESTWIEN vorbei. Unter Vinko Kandija holte man 1989 den Meistertitel. Das Durchschnittsalter der Mannschaft war beeindruckende 21,1 Jahre!

Bei alle diesen Erfolgen dabei, war damals Werner Möstl. Der Faktor für diese Erfolge, ist für ihn schnell ausgemacht: „Vinko Kandija. Er hat uns dieses ´Gewinnen-wollen-Gen´ eingeimpft.“ Der Kader bestand damals ausschließlich aus heimischen Spielern. „Dass Vinko komplett auf Legionäre verzichtete, dafür wurde er vielerorts belächelt. Aber wir haben dem Handball alles untergeordnet. Es war völlig klar, dass man bei jedem Training dabei ist“, erinnert sich Werner Möstl zurück.

1991, 1992 und 1993 gewann man dreimal in Folge die Meisterschaft und holte 1992 und 1993 mit dem Cup-Sieg auch zweimal das Double.

1994 folgte auch der größte internationale Erfolg. In der Champions League schaltete man zunächst Pallamano Trieste (ITA) mit einem Gesamtscore von 35:34 aus, danach Medvescak Zagreb (CRO) mit 39:38. In der Gruppenphase traf man anschließend auf den späteren CL-Sieger Teka Santander (ESP), sowie auf die SG Wallau/Massenheim (GER) und RK Celje (SLO). In der Endabrechnung belegte man sensationell Rang 4.

Werner Möstl: „Diese Champions League-Saison war mit Sicherheit das große Highlight. Vor allem den späteren Champions League-Sieger zu besiegen, war das Größte.“

Internationale Bregenz-Festspiele

Ein heutiger Westwiener ist für einen der prägendsten Momente in der Europacup-Geschichte von Bregenz Handball verantwortlich. Conny Wilczynski sorgte mit seinem Siebenmeter in der Champions League-Gruppenphase für den 32:31-Erfolg über den SC Magdeburg. „Das war einer der schönsten Europacup-Momente der Geschichte“, schwärmt Roland Frühstück noch heute.

Und dann waren da für den heutigen Präsidenten von Bregenz Handball noch die über 50 Auswärtsspiele „und der Sieg im Viertelfinale des EHF Cup gegen das Starensemble von Nordhorn.“

Doch was machte diese Ära aus, in der man national dominierte und auch international erfolgreich agierte? Roland Frühstück: „Entscheidend war, dass unsere Handballleute daran geglaubt haben und ich als Person das Glück gehabt habe, das volle Vertrauen von diesen Leuten zu haben. Mit Bruno Gudelj und in der Folge Dagur Sigurdsson konnte ich zwei besondere Persönlichkeiten an den Verein binden mit denen ich mich blind verstanden habe. Die zwei haben natürlich viel ausgemacht und die Truppe im Vorstand, die gesagt hat, wir gehen da mit. Mit unserem sportlichen Aufschwung zog dann auch die ganze Region mit und hat das wirtschaftlich mitgetragen. Dann haben natürlich die Spieler gepasst und das zu einer Zeit, in der wir noch nicht so viel Geld zahlen konnten.“

16/07/20 13:51 zurück